Archetypen hautnah erlebt

kjd. Die Hexe, der Herrscher, das verlorene Kind, die Jungfrau, der Narr – Archetypen sind Bilder, die tief in uns wohnen. Ihre Geschichten begleiten uns seit Menschengedenken und berühren uns bis heute. Welchen Einfluss die archetypischen Bilder auf unser Leben haben, damit hat sich zum Beispiel der Psychoanalytiker C. G. Jung beschäftigt. Ich hatte schon immer einen sehr lebendigen Bezug zu Archetypen und den kann ich jetzt auch für meine persönliche Entwicklung nutzen.

Bei unseren kollektiven Aufstellungen für den Wandel verwenden wir das Medizinrad und seine vier Aspekte als Einstieg, um unseren persönlichen Bezug zu einem Thema zu erforschen. Darüber habe ich schon im Detail berichtet zum Beispiel im Blogartikel zum Thema „Feuer und Erde sein“. Im Video zur Aufstellungsarbeit erkläre ich im zweiten Teil (ab 6:00) den Ablauf der Übung im Medizinrad und mache ein kurzes Beispiel.

Ich freue mich immer schon Tage vor dem Workshop auf diesen Einstieg, in welchem ich erfahre, wo ich im Bezug auf das aktuelle Thema gerade stehe. Ich erlebe die Reise durch das Medizinrad jedes Mal anders. Manchmal kommen mir Worte in den Sinn oder es zeigen sich Bilder vor meinem inneren Auge oder ich habe den Impuls für Bewegungen. Immer wieder werde ich von neuen Zugängen überrascht. Bei der letzten Aufstellung für den Wandel „Der Tanz von Eros und Logos“ haben wir zwei Runden durch das Rad gemacht. Einmal haben wir das Prinzip „Logos“ in uns erforscht, welches der Männlichkeit zugeordnet ist. Es steht für das Erkennen, umfasst Elemente wie Analyse und Unterscheidung und strebt nach der Wahrheit. In der anderen Runde haben wir unseren momentanen Bezug zu „Eros“ erkundet, dieses Prinzip ist der Weiblichkeit zugeordnet. Es steht für das Verbindende, umfasst Elemente wie Sinnlichkeit und Gefühle und trägt die Sehnsucht nach der Einheit in sich.

Schon beim ersten Schritt in das Rad dämmerte mir, dass ich dieses Mal eine Heldenreise antrat: Augenblicklich spürte ich mich als „Die, die hört“, analog zum Archetyp der Seherin. Ich konnte mich sehr tief hineinfühlen in diese Energie und habe intensive körperliche Empfindungen wahrgenommen. So erging es mir auch in den anderen Feldern, wo mich die Maid, die Königin und Mutter sowie die Hexe erwarteten, um von mir im Körper erlebt zu werden. Allerdings habe ich in allen vier Feldern das gleiche Muster angetroffen: Ich konnte mich sehr weit auf die weiblichen Archetypen einlassen und spürte eine enorme Sehnsucht nach grosser Ausdehnung dieser Energien in mir, aber dann plötzlich wurde mir ein Riegel vorgeschoben: „Viel zu gefährlich!“ hörte ich dann in meinem Innern und wurde abrupt aus der Rolle geworfen.

In der Runde für Logos bin ich in in die männlichen Archetypen Seher, Handwerker, Anführer und Liebhaber sowie Krieger eingetaucht. Hier gab es für mich keinen wahrnehmbaren Riegel, die Ausdehnung fühlte sich angenehm gross an und ich spürte keine Sehnsucht nach mehr. Ich deute diese Erfahrung so, dass ich den einen Energien in mir bereits einen angemessenen Raum zugestehe, während andere noch nicht frei, in ihrer vollen Kraft wirken können. Diese Erkenntnis hat mich sehr bewegt und dazu angeregt, besonders dem Ausdruck meiner Eros-Seite nachzugehen. So ist ein Gedicht entstanden, welches ich in diesem Video teile:

Wir haben für diese Aufstellung die Intention formuliert, die Kräfte Eros und Logos in uns selbst zu erkennen und einen nächsten Schritt in Richtung Integration der beiden Energien zu gehen. Genau in dieser Weise arbeite ich auch mit den Archetypen: Ich spüre nach, wie ich archetypische Bilder in mir erkennen kann. Ich versuche, sie immer besser zu verstehen und von ihnen zu lernen. In welchen Situationen in meinem Alltag kann ich einer dieser archetypischen Energien mehr Raum geben, um immer mehr ich selbst zu sein. Heute ein Schuss Hexe gefällig?


Kim Jana Degen hat 2017 gemeinsam mit Jeannine Brutschin die Organisation momo&ronja gegründet. „Als soziale Unternehmerinnen engagieren wir uns für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Mit momo&ronja legen wir Wert auf das Zusammenspiel von innerem und äusserem Wandel. Unsere tiefe Verbundenheit mit der Natur bringen wir in konkreten Angeboten und Projekten zum Ausdruck.“

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